Die Geschichte des Gohrer Tambourcorps steht stellvertretend für die Geschichte zahlreicher weiterer Spielmannszüge, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründet wurden.
1919
Die Idee zur Gründung des Gohrer Tambourcorps "Concordia" entstand bereits im Jahre 1911. Zu diesem Zeitpunkt diente der spätere Tambourmajor Peter Becker noch als aktiver Spielmann im königlich-kaiserlichen Dienst. Sein Wunsch, nach Beendigung seiner Dienstzeit ein Tambourcorps zu gründen, erfüllte sich erst im Jahr 1919.
Gemeinsam mit 24 Interessenten wurde die Gründungsversammlung in dem damaligen Gasthof von Hubert Cölln an der Bergheimer Straße abgehalten. Peter Becker als Hornist/Flötist und Josef Kreuter, ebenfalls aktiver Spielmann, stellten sich als Ausbilder zur Verfügung.
1920
Zwar beendeten nur 12 Spielleute die Ausbildung, doch bereits im Jahr 1920 konnte im Saal der Gaststätte Heinrich Nix am Kirchplatz (heute Gohrer Landgasthaus) das erste Stiftungsfest gemeinsam mit 13 auswärtigen Tambourcorps gefeiert werden. Das Tambourcorps wurde auf den Namen "Concordia" getauft und fehlte fortan auf keinem der zahlreichen Dorffeste, kirchlichen Feiern und Veranstaltungen im Heimatdorf Gohr und Broich.
1923/1924
Bei der Teilnahme an den in der damailigen Zeit häufig durchgeführten Tambourwettstreiten, 1923, in Holzheim und Neuss, bestand das Corps seine Feuertaufe. Dienten bis dahin nur blaue Mütze, weiße Hose und ziviler Rock als Uniform, so konnten die Spielleute im Jahre 1924 mit umgearbeiteten feldgrauen Uniformen zur Parade anlässlich des Gohrer Schützenfestes aufmarschieren.
1926/27
Dieses Provisorium diente bis ins Jahr 1926. Endlich konnte der Wunsch nach einer grünen Uniform erfüllt werden, die der ortsansässige Schneider Peter Weyer anfertigte. Der grünen Uniform ist das Corps bis auf den heutigen Tag treu geblieben.
Im Folgejahr fand in Wesseling ein Tambourwettstreit statt, bei dem es für die anderen Tambourcorps nicht viel zu holen gab, ging doch die Ehrenkette für den besten Major und der Wanderpokal mit nach Gohr.
1929
Im Jahr 1929 erfolgte die Aufnahme des Tambourcorps in die Gohrer Schützenbruderschaft.
1933-1947
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ruhte zwangsweise die Tätigkeit des Corps. Sie wurde erst Anfang 1947 erneut unter Peter Becker wiederaufgenommen.
1949
Im Jahre 1949, zum 30jährigen Bestehen, zählte der Verein 18 Spielleute. Vier Spielkameraden waren im Zweiten Weltkrieg gefallen.
1951
Als Peter Becker 1951 aus Altersgründen den Tambourstab an den damals erst 20-jährigen Paul Pütz überreichte, konnte er auf stolze 32 Jahre als "Bataillöner" des Tambourcorps Concordia Gohr zurückblicken. Peter Becker verstarb 1964.
1951-1990
Unter der Stabführung von Paul Pütz vergrößerte sich das Corps auf nahezu 40 Mitglieder, es wurden nun feste Spielverpflichtungen in Allerheiligen, Rosellerheide und Rosellen eingegangen. In beiden letztgenannten Dörfern ist das Tambourcorps auch heute noch anzutreffen.
1991
Am Schützenfest-Sonntag 1991 übergab Paul Pütz nach 40 Jahren die Stabführung an seinen Nachfolger Roland van der Meer. Paul Pütz, von allen nur „Olve“ genannt, blieb dem Tambourcorps noch lange Jahre als geschätzter Spielmann treu, bis er 2016 verstarb.
1994
1994 konnte das 75-jährige Bestehen des Tambourcorps zusammen mit 14 befreundeten Corps und nahezu allen Gohrer Schützenzügen mit einem Umzug und einer Jubiläumsfeier im Zelt an der Kesselstraße eindrucksvoll gefeiert werden.
1990er und 2000er
In den 90er Jahren wurde auch die Jugendarbeit im Tambourcorps noch weiter in den Vordergrund gerückt. Unter Anleitung von Thomas Becker bildete sich die „Jugendabteilung“ des Tambourcorps, vor deren Ständchen bald kein runder Geburtstag im Ort mehr sicher war. Eine schöne Tradition aus dieser Zeit ist die Begleitung des Schützenlustzugs „Nüsser Orjelspiefe“ zu ihrem Antretepunkt am Kirmessonntagmorgen in Neuss.
Herrmann-Josef Glasmacher übergab 2004 außerdem das Amt des 1. Vorsitzenden, das er 1982 von Paul Schmitz übernommen hatte, an Andreas Wissdorf. Er hatte in den 22 Jahren seiner Amtszeit den Verein mit neuen Ideen wesentlich geprägt und modernisiert.
2013-2018
2013 betrat ein neues Gesicht als Tambourmajor die Bühne. Auf Roland van der Meer, der das Corps über 22 Jahre mit großem Engagement geführt hatte, folgte Simon S. Die offizielle Stabübergabe wurde am Gohrer Schützenfest im Jahr 2016 vollzogen. Er ist damit in der fast 100-jährigen Geschichte des Tambourcorps erst der vierte Tambourmajor.
Seit 2014 begeben die Spielmänner des Tambourcorps jährlich an die Ahr, um dort gemeinsam zu proben – und zu feiern. Das Repertoire erweiterte sich seitdem durch verschiedene anspruchsvolle Konzertmärsche, die das Tambourcorps bei seinen zahlreichen Auftritten im Jahr zum Besten gibt.
2019
Im Jahr 2019 konnte der Verein
sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Das dreitägige Fest vom 26.04. bis 28.04.2019 bestand aus einer Partynacht im Zelt am Bruderschaftshaus, einem gemütlichen Abend im Kreise der Förderer im Saal
des Stammlokals am Kirchplatz sowie einem musikalischen Frühschoppen mit anschließendem Umzug von 22 Musikvereinen durch unser Dorf. Es war der bisherige Höhepunkt des Tambourcorps "Concordia"
Gohr in seiner langen Geschichte. Das Jubiläum wird noch lange im Gedächtnis aller unserer Spielleute bleiben.
seit 2020
Wie für alle Vereine begann mit der COVID-19-Pandemie auch für das Tambourcorps Gohr eine unsichere Zeit. Nachdem im März 2020 aufgrund der unklaren Gesundheitslage das öffentliche Leben auf Eis gelegt wurde, stellten auch die Spielmänner die wöchentlichen Proben ein. Sämtliche Schützenvereine der Umgebung sagten ihre Feste für 2020 ab, da Zusammenkünfte von größeren Menschenansammlungen ab dem Frühjahr 2020 untersagt waren. Auch das Tambourcorps musste sämtliche Vereinsaktivitäten einstellen. Das Schützenfest in Gohr fiel das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg aus. Die Züge der Schützenbruderschaft feierten stattdessen in privatem Rahmen jeweils für sich.
Im März 2021 fand die erste Online-Frühjahrsversammlung in der Geschichte des Vereins statt. Erst im Juni desselben Jahres konnten die Corona-Maßnahmen gelockert werden und die Spielmänner daher das Proben wiederaufnehmen - aufgrund der Ansteckungsgefahr zunächst unter freiem Himmel und mit genügend Abstand. In diesem Jahr fand auch wieder das Schützenfest in Gohr statt - allerdings reduziert und unter strengen Auflagen ausschließlich rund um das Bruderschaftshaus.
Das Vereinsleben gestaltete sich während und auch nach der Pandemie aber nicht ohne Probleme, da Gohr sein Herz, seinen zentralen Treffpunkt und auch das Stammlokal des Vereins - die Gastwirtschaft am Kirchplatz - während der verschiedenen Corona-Lockdowns verloren hatte. Glücklicherweise konnte ganz in der Nähe das neue Gohrer Pfarrheim nach zähem Ringen 2021 endgültig fertiggestellt und somit auch für das Tambourcorps ein neuer Ort zum Proben und Feiern geschaffen werden.
Mit der sich weiter verbessernden Gesundheitslage im Laufe des Frühjahrs 2022 konnten alle Schützenvereine der Umgebung und damit auch das Tambourcorps das Vereinsleben nach und nach wieder aufnehmen. Das erste Schützenfest, an dem das Tambourcorps wieder teilnehmen konnte, war das Schützenfest in Rosellerheide im Juni 2022. Auch das Schützenfest in Gohr fand in diesem Jahr wieder nach alter Tradition statt.
Nach 18 Jahren übergab Andreas Wissdorf zudem 2022 das Amt des 1. Vorsitzenden an Andreas Hinsen. Er hat das Tambourcorps ins 21. Jahrhundert geführt und dem Verein mit der Federführung bei der Organisation des außergewöhnlichen 100-jährigen Jubiläums in Gohr ein Denkmal gesetzt.
Mit Heinrich Hesch 1932/33, Friedrich Lütter 1951/52, Willi Baus 1954/55, Franz Effer 1960/61, Michael Amel 1988/89, Roland van der Meer 1994/95, Paul Schmitz 2000/01 sowie Hermann-Josef Koschnik 2016/17 stellte das Tambourcorps acht Mal den Schützenkönig der St. Sebastianus Bruderschaft Gohr.
Das Tambourcorps ist auch heute noch auf der Suche nach jungen und motivierten Spielmännern. Inzwischen nehmen auch einige Kinder unter 12 Jahren aktiv am Vereinsleben teil, mit denen regelmäßige Ausflüge stattfinden.